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Uwe Jordan über "Old Possums Katzenbuch" und den Dichter Thomas Stearns Eliot

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„Old Possums Katzenbuch“ und einen Dichter entdeckt

Uwe Jordan liest "Old Possums Katzenbuch" von Thomas Stearns EliotIm Jahr 1939 schrieb der Dichter T.S. Eliot Gedichte über seine Katzen und deren Verhalten „Old Possums Katzenbuch“. Liebevoll, heiter, auch ironisch schilderte er die Charaktere seiner Lieblinge, als Geschenk für seine Patenkinder. Es fand sofort Zuspruch von allen Katzenliebhabern, der sich weltweit steigerte als 1981 der amerikanische Komponist Sir Andrew Lloyd Webber diese Liebeserklärung an die Haustiere, die am meisten geliebt werden, zum Musical „Cats“ umwandelte, das zu einem Welterfolg wurde. Ein Kritiker schrieb, das Musical zeige, dass „Katzen auch nur Menschen“ seien.
Am 23. September2014 fesselte Uwe Jordan mit den Gedichten Eliots und deren Geschichte seine Zuhörer beim Gespräch am Kamin des Kunstvereins. Mit der Zeichnung eines stolzen Katers vor sich signalisierte er jeweils den Wechsel von Text zu Text, von Tier zu Tier, von Szene zu Szene und ließ gestisch und stimmlich die verschiedenen Charakter-Eigenschaften der Katzen erleben. Es war ein geistreich amüsanter Abend, der die Zuhörer nicht nur an ihre Erlebnisse mit den kleinen Schmeichlern, die immer beachtet sein wollen, aber durchaus auch ihren eigen Willen durchzusetzen versuchen, erinnerte, sondern auch selbst zum Erzählen eigener Erlebnisse bewegte. Diese Haltung förderte der Gast durch das Vorlesen einiger Episoden, die ein angeblich „unbekannter“ Autor einst im WK X unserer Stadt mit Katzen selbst erlebt und geschrieben hatte.
Damit brachte Uwe Jordan nicht nur das zu Gehör, was Mitbürger täglich in ihren Wohnungen erleben, beispielsweise die Eitelkeit der lieben Tierchen, deren Anhänglichkeit, ihr Bedürfnis nach Zärtlichkeit. Wenn sie krank sind, fordern sie das Mitleid der Mitbewohner heraus, sie sind uns eben – wieder Volksmund sagt – „ans Herz gewachsen“.
Die Prosa dieses zweiten Teils begeisterte ebenso wie die Lyrik T. S. Eliot‘s, und das nicht nur wegen der gleichen Sicht auf die beliebtesten Haustiere, auch wegen des eigenständigen, phantasievollen Fabulierens, das freundliche Blicke auf unsere Mitbürger und ihre Nähe zu den Haustieren. Wegen der Bescheidenheit des „unbekannten Dichters“, der unsere Stadt und deren Bewohner sehr gut kannte, drängten ihn seine Zuhörer weiterhin Geschichten zu schreiben, die Wärme und Vergnügen in unsere Stadt bringen. Alle gingen frohen Mutes nach Hause.

 


Die Chronik von Salomon Gottlob Frentzel, vorgestellt von Uwe Jordan

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Ein Blick in die Geschichte wird zu einem Blick in die Gegenwart.

Uwe Jordan beim Hoyerswerdaer Kunstverein 2014„Wie die Hoyerswerdaer früher lebten“ stellte Uwe Jordan, Hoyerswerdaer Tageblatt/Sächsische Zeitung, am Donnerstag beim Gespräch am Kamin im Schloß vor. Die Chronik von Salomon Gottlob Frentzel, die 1744 in Bautzen und Leipzig erschien, diente ihm als Grundlage für seine Darstellung. Das Interesse an diesen Themen füllte den Raum bis auf den letzten Platz. Belohnt wurden die Zuhörer nicht nur mit einem inhaltreichen, geschickt ausgewähltem, locker gestalteten Rückblick auf unsere Stadt vor 270 Jahren, sondern auch mit dem Anblick zweier Originalausgaben der wohlbehüteten Bestände des Museums und einer antiquarisch erworbenen Ausgabe des Referenten zu sanftem Blättern. Wann hat man schon Zeugen zweier Jahrhunderte in der Hand?
Es blieb nicht bei äußerem Betrachten, Uwe Jordan stellte den Inhalt und den Lebenslauf des Verfassers anhand der wenigen Daten vor, die die Geschichte vom einstigen Pfarrer in Geierswalde bewahrte. Die heutige Johanneskirche, die viele der zahlreiche Stadtbrände überstand und erst in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieg zerstört wurde, beschäftigte den geistlichen Herrn aus Anhänglichkeit an seinen Beruf. Der Chronist sammelte eifrig manche Aufzählungen von Bränden, Einquartierungen von Soldaten, von Kriegszügen, die die Stadt bedrängten, obwohl sie selbst nie solche militärischen Auseinandersetzungen veranlasste. Uwe Jordan gab davon einige Beispiele, z.B. auch von den Steuern für Ochsen, Hühner, Eier, fürs Fischen usw., die im Jahr 1685 erhoben wurden und die Stadtkasse beachtlich füllten, auch nach heutigen Maßstäben. Dafür hatte der Referent errechnet, 1 Taler entspräche heute 65 Euro. Frentzel tat es der Wahrheit wegen, da – wie er sagte Geschichten oder Sagen verdrängten allzu leicht die Wahrheit. Dennoch nahm er die Sage vom Jäger Howoran in seine Chronik auf, um Namen der Stadt und Gründung derselben zu erklären. Man konnte hören, dass einst in der Kirche aus Spenden eine Bibliothek, wann die Orgel geschaffen wurde, welche Altäre sich dort befanden Interessant war, dass die Stadt bereits damals darunter litt, dass zu sumpfiger Boden das Gehen z.B. vom Uwe Jordans Originalexemplar der Fentzel-Chronik, das ehrfürchtig bestaunt und befühlt wurde.Schloss zum Rathaus und umgekehrt im Herbst und Frühjahr behinderte.
Die Liste der privaten Stiftungen, die bis in die zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts finanziell unbemittelten Schülern Hilfe zum Studium oder auch sozialen Zwecken leisteten. Die Bürger der damals erheblich kleineren Stadt halfen sich gegenseitig, eine löbliche Haltung, der gefolgt werden könnte. Uwe Jordan ergänzte die Texte der Chronik mit Feuilletons des Hoyerswerdaer Tageblattes, die von Maiki, einem jungen Bewohner der Neustadt, erzählten, nicht nur in die Gegenwart zurück, die mit heiterem Blick anregten über das Miteinander in dieser Stadt nachzudenken. Die Zuhörer dankten Uwe Jordan und interessierten sich für weitere Abende am Kamin mit dem Literatur- und Geschichtskenner.

Alek Popov stellte sein Buch "Schneeweißchen und Partisanenrot" vor

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Geschichten aus einer fremden Zeit, die dennoch aktuell sind

EAlek Popov mit seinem Roman "Schneeweißchen und Partisanenrot", der im Bulgarischen den Titel "Zwei Schwestern" führt.s ist eine typische, eine klassische Partisanengeschichte, die Alek Popov da geschrieben hat. Am Donnerstagabend stellte der Bulgare im Hoyerswerdaer Schloss sein neuestes Werk "Schneeweißchen und Partisanenrot" vor. In seinem Buch beschreibt er den Partisanenkampf Ende des Zweiten Weltkriegs in den bulgarischen Wäldern. im Mittelpunkt der Geschichte stehen die gebildeten und überaus hübschen Zwillinge Kara und Lara, die sich einer Partisanengruppe anschließen. Die Erlebnisse dieser beiden Sofioter Gymnasiastinnen schildert der 48-jährige frühere Kulturattaché mit einer Mischung aus Ironie und komischem Irrsinn. 
Popov war auf Einladung des hiesigen Kunstvereins nach Hoyerswerda gekommen. Im Kaminzimmer des Schlosses moderierte Hörfunk-Journalist Mirko Schwanitz diese Leseung, in deren Verlauf Popov auch einige aufschlussreiche Einblicke in die bulgarische Literaturszene gab. Schwanitz wollte von Popov wissen, wie man denn überhaupt auf die Idee komme, zu Beginn des 21. Jahrhunderts ein Buch über das Partisanenmilieu zu schreiben. Zum eine, so der Elias-Canetti-Preisträger, habe ihn dieses Thema sehr interessiert, zum anderen könne man die Handlung des Buches auch auf die heutige Zeit übertragen. Als Beispiel wies er auf die Dschihadisten aus der ganzen Welt hin, die in den Nahen Osten ziehen, um sich dem IS anzuschließen. Bei seiner Recherche habe er festgestellt, dass viele bulgarische Partisanen nach dem Krieg zu Helden stilisiert wurden, Ikonenstatus haben. Popov macht aus ihnen wieder normale Menschen, nimmt ihnen alles Heldenhafte. So kommt die Partisanengruppe, der sich die Schwestern anschließen, denn auch als eine Gurkentruppe daher. Die langen Tarnnamen der Mitglieder , wie "Der Totengräber des Kapitalismus" oder "Blitz des proletarischen Zorns " klingen schon skurril genug... 
Alek Popov gehört in seiner Heimat zu den Bestseller-Autoren. Obwohl man das relativieren, wie er von Dolmetscherin Dora Stütz übersetzen ließ. Die Auflage seiner Bücher sei im Vergleich zu den Bestseller-Autoren in anderen europäischen Ländern recht überschaubar. 
Mirko Schwanitz, Alek Popov, Dora Stütz, v.l.Dass die Literaten dieses armen EU-Landes aber seit Jahren weltweit von sich reden machen, hängt auch mit Schriftstellern wie Alek Popov zusammen, der mit "Schneeweißchen und Partisanenrot" ein herausragendes Werk geschaffen hat, das eine Zeit beschriebt, die den Menschen der heutigen Zeit so fremd und dennoch hochaktuell ist. 
Mit freundlicher Genehmigung von Sächsische Zeitung, Hoyerswedaer Tageblatt.

Dr. Christoph Wowtscherk schrieb über die Ereignisse von 1991 in Hoyerswerda seine Dissertation 2012

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Aufarbeitung ist weiter notwendig - Hoyerswerdaer setzen sich kontinuierlich mit 1991 auseinander

Mit dem September 1991 hat sich der Dörgenhausener Dr. Christoph Wowtscherk intensiv befasst. An der Ruhr-Uni Bochum schrieb er seine Dissertation 2012 „Was wird, wenn die Zeitbombe hochgeht?“ zu den Ereignissen. Donnerstag kam er zum Vortrag ins Schloss Hoyerswerda.

Nach dem Vortrag von Dr. Christoph Wowtscherk, rechts, gab es eine angeregte Diskussion zum Thema.Die fremdenfeindlichen rechtsextremen Ausschreitungen vom September 1991 brauchen weitere systematische Aufarbeitung der Ursachen. Der Umgang heute mit Ausländern und mit Asylbewerbern ist ein langer Lernprozess. „Wir haben einen Anfang geschafft. Wir müssen beispielgebend nach vorn gehen. Wir selbst sind für unser Gemeinwohl verantwortlich“, unterstrich Stadtrat und Kreisrat Dirk Nasdala (Freie Wähler StadtZukunft) Donnerstag im Schloss Hoyerswerda in der Diskussion zum Vortrag mit Dr. Christoph Wowtscherk aus Dörgenhau-sen „Was wird, wenn die Zeitbombe hochgeht?“ zum Herbst 1991. Rund 25 Interessierte folgten der Einladung des Bildungswerkes für Kommunalpolitik Sachsen und des Hoyerswerdaer Kunstvereins.
Die Ausschreitungen, so Christoph Wowtscherk, hatten eine Vorgeschichte. Im April 1989 gab es Schlägereien zwischen Deutschen und Vietnamesen vor einer Diskothek. Ebenfalls im April 1989 wurden zwei Mosambikaner vor einer Diskothek in Schwarzkollm angegriffen. Am 1. Mai 1990 kam es zu einer Massenschlägerei auf einem Rummelplatz mit Mosambikanern. In der Nacht vom 2. zum 3. Oktober wurde das Ausländerwohnheim belagert. „Es war der Event-Charakter, der die Täter motivierte“, so Christoph Wowtscherk. „Mindestens sieben der von 1989 bekannten Straftäter und mindestens zwei der vom Oktober 1990 bekannten Straftäter waren an den Ausschreitungen 1991 beteiligt.“ Gewalt wurde vom 17. bis 23. September 1991 zum täglichen Ritual. Sie verlagerte sich vom Ausländer-Wohnheim Albert-Schweitzer-Straße auf das Asylbewerber-Heim Thomas-Müntzer-Straße. Verängstigte Ausländer drängten auf Ausreise nach Westdeutschland. Rund 1.000 Zuschau-er begrüßten Beifall klatschend ihre Evakuierung. „Ihr Zeichen war die Straße. Der Mob setzte sich durch“, so Christoph Wowtscherk. In den hohen sozialen Spannungen, den überforderten Behörden in Stadt, Kreis und Land, den fehlenden Erfahrungen mit Ausländern sowie im kompletten Autoritätsverlust des Staates sieht er die tieferen Ursachen der Ausschreitungen. Er wertet sie auch als sozialen Protest.
Hoyerswerda zog Konsequenzen. Die Bürgerinitiative „Dem Hass keine Chance“ entstand. 1992 entstand das Christliche Gymnasium Johanneum mit ursprünglich zwölf Lehrern und 172 Schülern. Zugleich engaierte sich jetzt die Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Demokratie und Lebensperspektiven (RAA-Ostsachsen) Hoyerswerda für Weltoffenheit und Toleranz in der Stadt. „Menschen haben einen Hang für Sensationen. Die Sucht, mit dem Bösen zu kokettieren, ist durchaus da“, meinte Peter Paul Gregor, Pfarrer der katholischen Pfarrgemeinde Heilige Familie Hoyerswerda. Die Auseinandersetzung mit 1991 hält er weiter für dringend nötig. „Wir waren gut beraten, ein Bürgerbündnis zu gründen. Wir waren gut beraten, mit Bürgerforen zum Thema Asylbewerber aufzuklären“, sagte Helga Nickich, Vorstandsvorsitzende der RAA Hoyerswer-da Ostsachsen zur heutigen Lage. Ihr fehlt die systematische Aufklärung zum Thema Asyl über einen langfristigen Zeitraum. Ihr fehlt zudem systematische Bildung. „Bildung und Aufklärung ist die eine Seite“, meinte Jakob Scholz, Sozialarbeiter der Fortbildungsakademie der Wirtschaft FAW. „Asylbewerbern mit Arbeit und mit Deutschkursen Perspektiven zu geben, ist die andere Seite. Hier wird in Deutschland viel verschenkt.“
Buchtipp zum Lesen: Christoph Wowtscherk: „Was wird, wenn die Zeitbombe hochgeht? Eine sozialgeschichtliche Analyse der fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Hoyerswerda im September 1991.“ Dissertation. Verlag unipress Göttingen 2014, ISBN-Nummer: 978-3-8471-0324-0, Preis: 29,90 Euro.
Mit freundlicher Genehmigung der Zeitungen "Die Kirche" und "Serbske Nowiny", in denen der Artikel veröffentlicht wurde.

Der Berliner Autor Jürgen Israel berichtet über seine Tätigkeit als Dorfschreiber in von Cata/Katzenburg

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Rumänien stand beim Kunstverein im Blickpunkt

Jürgen Israel. Den Zuhörern muss er im anschließenden Gespräch viele Fragen beantworten.Einen besonderen Preis hatte im Mai 2013 der Berliner Autor Jürgen Israel bekommen, denn er wurde "Dorfschreiber" von Cata/Katzenburg in Siebenbürgen/ Rumänien. Was er bis Mai 2014 mit den ca. 1250 Einwohnern erlebte, davon berichtete er am vergangenen Mittwoch am Kamin des Hoyerswerdaer Schlosses. Der Kunstverein hatte ihn eingeladen und die Landeszentrale für politische Bildung unterstützte die gut besuchte Veranstaltung, sagte der Vereinsvorsitzende Martin Schmidt.
Rumänen, Ungarn und Zigeuner, "sie wollen dort wirklich so genannt werden", leben in Cata friedlich zusammen unter Bedingungen, die es in Deutschland vor 100 Jahren gab, sagte Jürgen Israel. Der Friseur arbeitet unterm Vordach seines Hauses und im Winter in der Küche, dem einzigen beheizten Raum. Die Frauen backen Brot und drei Hirten hüten täglich die Pferde, Kühe und Schafe aller Dorfbewohner. Da die Höfe kein fließendes Wasser haben, werden die Tiere an der dorfnahen Quelle erst mal getränkt, ehe sie in die Berge ziehen, erzählte der Autor. Er hatte mit den Hirten vier Tage lang gearbeitet, ihre Geschichten gehört und ihre Heimat kennen gelernt. Die Geburt eines Kälbchens, die er beobachten konnte, war von den Hirten auf die Stunde genau vorausgesagt worden, so Israel. Das Reiten habe für ihn "die Fremdheit zwischen Mensch und Tier zumindest vorübergehend aufgehoben".
Zur Schule gehen in Cata vor allem Zigeunerkinder nur selten, obwohl es eine Schulpflicht gibt. "Manchen Eltern ist das einfach nicht wichtig",. sagte Jürgen Israel. Dagegen arbeitet nun der Pope mit Schweizer Geldgebern und bietet Nachhilfeunterricht an. Wenn ein Kind einen ganzen Vormittag lang zur Schule kommt, darf es an diesem Nachmittag die Nachhilfe und einige Arbeitsgemeinschaften besuchen. Dazu bekommt es an dem Tag ein Mittagessen. Das Modell funktioniere ganz gut, denn einige Kinder gingen jetzt aufs Gymnasium. Vorwiegend schaffen das aber Kinder der rumänischen Bildungselite, die oft deutsprachige Gymnasien in Städten wie Brasow/Kronstadt besuchen.
Problematisch sieht Israel das Leben jener Zigeuner, die ihre Dörfer auf der Suche nach Arbeit verlassen, denn sie geben den Rückhalt ihrer Zigeuner-Community auf. Von Rumänen und Ungarn werden sie nicht als gleichwertig anerkannt, erklärte der Autor. Wer in Deutschland oder anderen Ländern arbeitet, bekommt zwar viel mehr Geld, verliert aber den regelmäßigen Kontakt zu seiner Familie und das meist über Jahre. Ein anderes Problem des heutigen Rumänien sei die Korruption, denn EU-Geld zur Integration der Zigeuner fließt oft in andere Taschen.
Seine Geschichten sollen als Buch erscheinen, so Jürgen Israel, denn dass sei seine Aufgabe als "Dorfschreiber" gewesen.

Dietmar Seitz mit Tiergeschichten und Theremin beim Hoyerswerdaer Kunstverein

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"Melodien aus der Luft" begeisterten Besucher des Hoyerswerdaer Kunstvereins

Dietmar Seitz am ThereminMit einem besonderen Instrument überraschte der Bautzener Kriminalhauptkommissar a.D. Dietmar Seitz bei seiner Lesung im Hoyerswerdaer Kunstverein. Der Autor und Musiker hatte sein neues Buch "Maikäfer, Igel und Co.", das eigene, lebendig erzählte Kindheitserlebnisse mit Tieren enthält und ein Theremin mitgebracht.
Das war ein eher unscheinbarer schwarzer Kasten mit zwei Antennen, der sich schnell als elektronisches Musikinstrument entpuppte. "Es ist weltweit das einzige, das berührungsfrei gespielt wird", das heißt, "die Finger holen sozusagen die Melodien aus der Luft", erklärte Dietmar Seitz. Mit der rechten Hand erzeuge er an der einen Antenne den Ton, mit der linken an der anderen die Lautstärke Es sei wichtig, nur kontrollierte, vorsichtige Bewegungen zu machen, sie seien die Grundlage, um insbesondere die Tonhöhe richtig zu treffen. Als der Musiker bekannte Stücke wie die Barcarole von E.T.A. Hoffmann oder der "Der Schwan" aus "Karneval der Tiere" aus der Konserve einspielte und sie mit selbstentwickelten Theremin-Klängen begleitete, war das ein völlig neues Hörerlebnis. Schnell entstand durch die eindringlich-gefühlvolle Musik eine etwas weltentrückte Atmosphäre, die leider nur zwölf Besucher im Kaminzimmer des Hoyerswerdaer Schlosses miterlebt haben
Dietmar Seitz erklärte nach seinem Spiel, dass der russische Physiker Lew Termen das Theremin 1919 eher zufällig erfunden hat, als er mit Radiotransmittern experimentierte. Anschließend ging er mit seinem Instrument weltweit auf Tournee und ließ es sich 1928 in den USA patentieren. Mit seiner Erfindung stieß Termen das Tor auf für die Entwicklung von Synthesizern, die heute auf vielfältige Weise von Popbands verwendet werden.
Dietmar Seitz beschäftigt sich neben dem Schreiben schon lange mit Musik, denn er spielt Klavier und Gitarre. Als ihm diese gewöhnlichen Instrumente nicht mehr genügten, wandte er sich der Singenden Säge und 2007 dem Theremin zu. Töne auf dem elektronischen Instrument könne jeder erzeugen, aber es bedarf jahrelangen Übens, ganze Stücke darauf zu spielen. Das erzählte der Musiker Besuchern, mit denen er am Ende der besonderen Veranstaltung ins Gespräch gekommen war.

Rosentag am Brigitte-Reimann-Zeichen in Hoyerswerda

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Rosentags-Premiere gelungen

Lesung am Brigitte-Reimann-ZeichenAm Brigitte-Reimann-Zeichen im Zentralpark hatten sich am vergangenen Samstag erstmals Mitglieder des Hoyerswerdaer Kunstvereins und einige Gäste versammelt, um mit Rosen Dichtern der Lausitz zu gedenken. Anlass war der 19. Rosentag, den der Literaturlandschaften e.V. Nordhorn jährlich am ersten Juniwochenende bundesweit durchführt. Geburtsstätten, Wohnhäuser und Gräber von Schriftstellern werden dabei aufgesucht, um ihr Wirken in den Regionen in den Fokus zu stellen. Dieses Jahr stand die Aktion unter dem Dichterwort von Hilde Domin "Nur eine Rose als Stütze".
"Die Lausitz ist eine Literaturlandschaft", sagte Martin Schmidt, Vorsitzender des Kunstvereins und verwies auf das Parabelring-Projekt, in dem Lebensläufe und Schaffen von ca. 300 Schriftstellern der Region zusammengetragen worden sind. Sie alle haben über Jahrhunderte hier gewirkt und treten mit uns heute über ihre Literatur in Dialog, so Schmidt.
Bei der Veranstaltung stand naturgemäß das Dichterehepaar Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann im Mittelpunkt, das von 1960 bis 1964 in Hoyerswerda gelebt und den Aufbau der Stadt sowie des Kombinates Schwarze Pumpe literarisch festgehalten hatte. Helene Schmidt las aus dem Etappenbrief von Brigitte Reimann an ihre Freundin Veralore Schwirtz und aus Siegfried Pitschmanns einzigem Roman "Erziehung eines Helden". Dieses erst am vergangenen Freitag, 50 Jahre zu spät veröffentlichte Werk, beschrieb ehrlich und minutiös genau mit sorgfältig ausgewählten Worten das Entstehen der ersten Neubauten in Hoyerswerda-Altstadt. Das war kein Epos auf den Arbeiter, der eine neue Gesellschaft aufbaute und schon allein deshalb zum Helden taugen sollte. Ein solches Buch wurde von den DDR-Oberen leider nicht gedruckt, was Siegfried Pitschmann sogar in einen misslungenen Selbstmordversuch getrieben hatte.
Für die Dichter Rosen und SonnenblumenDas Kunstvereinsmitglied Christine Neudeck erinnerte auch an die Hoyerswerdaer Dichterin Waltraut Skoddow, die jahrzehntelang in dem Verein gewirkt hatte und seit 2014 in Wittichenau begraben liegt. Sie hat sich in Büchern wie "Lessing - denn ich bin ein Oberlausitzer von Geburt" oder "Prinz Friedrich August von Sachsen genannt Lehmann" mit ihrer Region, der Lausitz, auseinandergesetzt.
Nach der gelungenen Premiere wird sich der Kunstverein nächstes Jahr wieder am Rosentag beteiligen, blickte Martin Schmidt in die Zukunft.
Mit freundlicher Genehmigung von Sächsische Zeitung, Hoyerswerdaer Tageblatt

Sonntags-Matinee des Hoyerswerdaer Kunstvereins

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Fremde Ideen mit etwas Eigenem

Sonntags-Matinee des Hoyerswerdaer Kunstvereins auf Schnittstellen-Suche

Blumen gab es zum Dank für eine gelungene Matinee für die Autorin und Nachdichterin Roza Domascyna sowie den Klarinettisten und Saxofonisten Gerold Gnausch, den Komponisten Jan Cyz sowie die Sopranistin Anna Korondi.Foto: Mandy Decker/mdr1HOYERSWERDA: Mal rätselhaft und skurril, dann wieder harmonisch und ausgewogen hat sich die Sonntags-Matinee des Hoyerswerdaer Kunstvereins präsentiert. Im Zwischenreich deutscher und sorbischer Dichtung und Komposition suchten die Kenner beider Seiten nach ihren Schnittstellen.
Kaum eine musikalische Figur ruft so eindringlich "Hier bin ich!", wie ein ausgespielter Dreiklang in Dur dies vermag. Erst recht, so er von einer schreienden Klarinette hinein in die verbotene Stunde der Mittagsfrau präsentiert wird. "Joy", zu deutsch "Freude", "Wonne", "Vergnügen" titelt der Auftakt zur Sonntags-Matinee im Hoyerswerdaer Schloss. Interpretiert wurde das Werk aus der Feder von Jan Cyz durch den fantastischen Soloklarinettisten Gerold Gnausch, der später auch im Duett mit der ungarischen Sopranistin Anna Korondi glänzte.
Und wahrlich, es spielte sich Vergnügliches ab in der anderthalbstündigen Lesung, an deren Tangente die Dichtungen der sorbischen Wortmaler Jan Zambor und Milan Hrabal standen. Roza Domascyna lieh den Texten ihre Stimme und den Autoren, die beide selbst in der Prosa-Übersetzung bewandert sind, ihr Sprachvermögen im Zwischenreich des Deutschen und des Sorbischen sowie ihrer Lebensarten.
Roza Domascyna enthebt die spitzfindige Lyrik ihrer ursprünglichen Sprache und siedelt sie sicher im jeweils anderen Kulturreich an. Eine besondere wie amüsante Herausforderung sei dieser Prozess, sagt die Autorin mit Kamenzer Wurzeln, müsse der Nachdichtende doch gewillt und in der Lage sein, den Intentionen des Urhebers auf die Spur zu kommen und ihnen hernach strikt wie einfallsreich in der gegenüberliegenden Wortwelt nachzueifern. Die intensive Auseinandersetzung bietet dem Interpreten aber auch die Chance, den fremden Ideen etwas Eigenes mit auf den Weg zu geben.
Und dieses Eigene der Roza Domascyna erwies sich im zweiten Teil der Lesung als ebenso unterhaltsam wie die Verse von Zambor und Hrabel, die letztlich nicht das Ziel der sonntäglichen Reise waren. Vielmehr leiteten sie die Künstler und ihr aufmerksames Publikum hin zur Uraufführung von Jan Cyz' "Schneisenreiterei", der überhöhten Vertonung der gleichnamigen Persiflage von Roza Domascyna auf die Folgen des schreckhaften "Sich-nicht-abspringen-Trauens", das die Menschen jeglicher Herkunft auf dem Weg in die Zukunft begleitet. Eine vermeintliche Schnittstelle, die sich, in Deutsch gesungen und in Sorbisch vom Band eingespielt, doch als Irrtum herausstellt, da, wie die Autorin anmerkt, der Ausgang des Dilemmas in den Sprachversionen variiert. Womöglich hemme die Angst, den Ansprüchen nicht zu genügen, scheint Roza Domascyna zu mutmaßen, als sie am Schluss die vor der Wirklichkeit Niederknienden mit Worten von Milan Hrabal tröstet: "...abends am Feuer erzähl ich etwas so Unmögliches, dass sogar die Flammen vergessen zu atmen".

Mit freundlicher Genehmigung von Lausitzer Rundschau, Lokalteil Hoyerswerda


Matinee mit sorbischer Lyrik und sorbischen Kompositionen

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„Skoki prez š“ - „Sprünge übers Sch“

Ein Blick auf das Spiel mit Sprache und Klang

im künstlerischen Schaffen der Sorben

Ein Spiel mit einzelnen Buchstaben, Wörtern, Sätzen und schließlich auch mit dem Inhalt ihrer Gedichte – das zeichnet die Schriftstellerin Róža Domašcyna aus. In einem ihrer Gedichte, das sie sorbisch „Skoki prez š“, deutsch aber “Sprünge übers Sch“ – Schneisenreiterei“ nennt, endet in der sorbischen Version jedes letzte Wort einer Zeile mit dem Buchstaben „š“: „njewotskociš – njepreskociš – zaborzdziš – njedoskociš – padnješ, bis es schließlich, sozusagen als ein Sprung über jenes „š“ in der letzten Zeile heißt: „... a wyše sy.“ . (Dieses Spiel mit dem sorbischen „š“, dem im Deutschen das „Sch“ entspricht, führt sie in ihrer Übertragung ins Deutsche formal bzw. strukturell nicht in der gleichen Art aus. Möglicherweise will sie darauf hinweisen, dass zwar eine inhaltliche Übersetzung von einer Sprache in die andere möglich ist, eine wortwörtliche Übertragung jedoch fragwürdig erscheint.).
Das Gedicht im strengen Metrum reizte den Komponisten Jan Cyž, den Versen nach Art der Moderne eine Musik beizugeben, die beispielhaft für den Stil „Musica nova“ ist. Variabel werden zwei Sprachen eingesetzt – neben der sorbischen auch die deutsche. Wie aber klingt eine Komposition für Sopranstimme mit Alt-Saxophon und auch Bass-Klarinette und dazu einem (besprochenes) Zuspielband? Notwendig ist für solch eine Interpretation in erster Linie eine profilierte Sängerin mit einem ausgeprägten Sinn für Mehrsprachigkeit. Diesem Anspruch entspicht die in Berlin und an anderen bedeutenden Orten wirkende Ungarin Anna Korondi auf jeden Fall. Ihr ausgezeichneter Partner auf der unlängst im Hoyerswerdaer Schloss stattgefundenen sonntäglichen Matinee war Gerold Gnausch von der Komischen Oper in Berlin. Das Experimentelle zwischen hoher Frauenstimme und einer gewagten Instrumentalkombination wirkte bei diesen beiden Interpreten ungekünstelt, ja sehr natürlich – und kann an dieser Stelle als gelungen angesehen werden. Weil aber der profilierte Berliner Interpret auf Klarinette und Saxophon und der sorbische Komponist schon viele Jahre eng zusammen arbeiten, können sie sich problemlos darüber verständigen, was spieltechnisch zu meistern ist und was sozusagen gegen die entsprechenden Instrumente konstruiert ist. Auch die ebenso ausgezeichnete Sopranistin hatte keine Schwierigkeit, den Herausforderungen zu entsprechen. Denn Sprünge in der gebundenen Sprache ziehen ja auch musikalische Sprünge nach sich, wenn das Werk eine künstlerische Einheit erreichen soll.
Auf dem Programm stand neben der Uraufführung auch das immer wieder prägnant wirkende Stück von J. Cyž „Žedzenje“ (Sehnsucht) auf einen Text von Jan Lajnert. Das Lied ist für Sopranstimme und Sopran-Saxophon geschrieben. Der Komponist geht mit diesem älteren literarischen Material natürlich wiederum ganz anders um. Das „Joy-Stück I“ für Soloklarinette erweckt jedoch schon wegen seines Titels Aufmerksamkeit. Ja, der heutigen Musiker weiß ebenfalls mit der elektronischen Datenverarbeitung umzugehen und so denkt er nolens volens auch in diesen Kategorien. Dabei sind Verfremdungen der Bedeutungen bei Cyž typische Merkmale. Dazu wurde als logischer Kontrast das Werk von Juro Metšk „SENZA“ gegenübergestellt.
Róža Domašcyna hat aber die Sprünge zwischen verschiedenen Sprachen mit dem Rezitieren anderer ihrer Werke weiter geführt. Erst neulich erschien in Meißen eine weitere Auswahl ihrer Gedichte ter dem Titel „Das Zündblättchen“. Daraus las sie Ausschnitte. Das Muster von Sprüngen auf dem Feld der Sprachen wurde aber noch deutlicher an den vorgelesenen Beispielen von Übersetzungen. Von den uns Sorben gut bekannten tschechischen Schriftsteller Milan Hrabal trug Domašcyna ebenso einige Neuigkeiten vor, wie sie auf Übersetzungen ins Sorbische und Deutsche des slowakischen Literaten Jan Zambor, der in Bratislava lebt und wirkt, verwies.
Obwohl der Zutritt zu den heutigen Gedichten wie zur Musik der Klassischen Moderne für das Publikum nicht immer leicht ist – vielmehr scheint es so, dass diese Kunst, die zugleich eine Interpretation unserer Zeit darstellt, als zu kompliziert empfunden wird -, haben die Zuhörer die musikalisch-literarische Stunde im historischen Schloss inmitten der Altstadt von Hoyerswerda mit Sympathie und Respekt aufgenommen. Und des Lobes würdig sowohl für die Interpreten als auch für den agilen und um Vielseitigkeit der Angebote sich ständig bemühenden Hoyerswerdaer Kunstverein.

Erschienen in: Serbske Nowiny vom 2. Juli 2015, S. 3, Übertragung ins Deutsche: Chrysta Meškankowa/Christina Meschgang

Brigitte-Reimann-Begegnungsstätte als Lernort

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Brigitte-Reimann-Begegnungsstätte als Lernort entdeckt

Angela Potowski, Bildmitte, mit Schülern des Lessing-Gymnasiums Hoyerswerda in der Reimann-BegegnungsstätteNeun Schülerinnen des Lessing-Gymnasiums Hoyerswerda entdeckten diese Woche die Brigitte-Reimann-Begegnungsstätte als außerschulischen Lernort. Ihre Deutschlehrerin Angela Potowski und Martin Schmidt, Vorsitzender des Hoyerswerdaer Kunstvereins, stellten den 16-, 17-Jährigen während des Reimann-Spaziergangs das literarische Schaffen und den Alltag der Autorin in Hoyerswerda vor.
Von 1960 bis 1968 erlebte Brigitte Reimann den raschen Aufbau der Neustadt mit, in der viele moderne Wohnungen für die Beschäftigten des Gaskombinates Schwarze Pumpe entstanden, erzählte Augenzeuge Martin Schmidt. Die Schriftstellerin habe aber auch sehr schnell erkannt, dass kulturelle Betätigung ebenso Teil des Lebens sein soll. Erfolgreich sorgte sie dafür, dass entsprechende Räume geschaffen wurden. Das heutige Jugendklubhaus "Ossi" am Rande des Wohnkomplexes (WK) I ist 1964 auf ihr Betreiben hin entstanden, sagte Martin Schmidt den Schülerinnen. Durch die mutige Rede der Schriftstellerin vor dem Nationalrat der Nationalen Front kam die LR-Leserdiskussion "Kann man in Hoyerswerda küssen?" in Gang. Viele Bürger äußerten sich darin erstaunlich freimütig über Probleme beim Aufbau der "zweiten sozialistischen Wohnstadt". Das Theater, das die 1973 viel zu früh gestorbene Autorin schon in den 1960er Jahren gefordert hatte, wurde 1984 als "Haus der Berg- und Energiearbeiter", heute Lausitzhalle, eröffnet. Mit dem Roman "Franziska Linkerhand" hat Brigitte Reimann Hoyerswerda ein heute weltweit beachtetes literarisches Denkmal gesetzt, sagte Martin Schmidt. Auf tschechisch, italienisch und aktuell auf englisch sei das Buch zu lesen. Nächstes Jahr wird die spanische Übersetzung von Ibon Zubiaur zu haben sein.
Brigitte Reimann hat den Kontrast zwischen Anspruch und Wirklichkeit beim Aufbau von Hoyerswerda thematisiert, erklärte Angela Potowski. Illustrierend dazu las sie während des Reimann-Spazierganges Leah-Celine Madysa, Sophie Kochta und ihren Mitschülerinnen Textstellen am Wohnhaus der Autorin im WK I und anderen authentischen Orten vor. Nach dem Zuhören bestätigte Celine Richter Brigitte Reimanns Aussage über das "graue" Hoyerswerda, die sie auch von ihrer Mutti schon gehört hatte. Diese sei zur DDR-Zeit aus dem grünen Thüringen zugezogen und habe die Stadt so empfunden Jetzt sei Hoyerswerda viel bunter, fügte das Mädchen aus eigenem Erleben hinzu. Leah-Celine Madysa erzählte von der Kulturfabrik Hoyerswerda und den kulturellen Angeboten, die junge Leute dort nutzen können. Die Begegnungsstätte "als originaler Ort" mache neugierig darauf, Hoyerswerdas Geschichte zu entdecken, schrieben die Schülerinnen am Ende der Führung ins Gästebuch der Reimann-Begegnungsstätte.

Mit freundlicher Genehmigung von Lausitzer Rundschau, Hoyerswerda 

Schülergespräch mit der Autorin Marica Bodrožić

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Gespräch mit einer kroatisch-deutschen Autorin brachte Schüler zum Nachdenken

Marica Bodrožić liest vor Schülern am Foucault-Gymnasium in Hoyerswerda 2016Im Rahmen der Reihe "Grenzgänger - Hoyerswerdaer Gespräche" des Kunstvereins las am vergangenen Freitag die 1973 in Kroatien geborene Schriftstellerin Marica Bodrožić in Hoyerswerda. Ab ihrem neunten Lebensjahr ging sie in Hessen zur Schule, studierte später Kulturanthropologie, Slawistik und Psychoanalyse in Frankfurt/Main und lebt seit 2003 in Berlin. Auf Deutsch schreibt Marica Bodrožić ihre Gedichte und Bücher, denn in dieser Sprache fühlt sie sich zu Hause.
Sie gestaltete zusammen mit dem Rundfunkjournalisten Mirko Schwanitz eine Lesung ihres Buches "Mein weisser Frieden" im Schloss. Zusätzlich sprach sie über das Thema Krieg und Frieden vor Elfklässlern des Foucault-Gymnasiums Hoyerswerda.
Die Balkankriege der 1990er Jahre, an denen auch einige Cousins der Autorin teilgenommen hatten, führten sie zu der Frage: "Wie werden Menschen was sie sind?" Marica Bodrožić suchte darauf Antworten bei Veteranen dieser Kriege und bei Frauen, die die vierjährige Belagerung von Sarajewo überlebt hatten, sagte sie den Gymnasisten. Im "heimatländischen Krieg" gingen damals Kroaten, Serben und Muslime aufeinander los. Die im Vielvölkerstaat Jugoslawien verdeckten Vorurteile der Volksgruppen gegeneinander brachen nach dessen Zerfall massiv auf und nationalistische Worte lehrten die Menschen, einander zu hassen. Niemand gebot dieser Entwicklung Einhalt, denn wer in dem Krieg nicht Position für sein Volk bezog, schloss sich aus, war die Aussage des Kriegsveteranen Anton in dem Buch. "Heute besteht jeder auf seiner Wahrheit und sieht nur sich selbst als Opfer", erklärte Marica Bodrožić den Schülern. Eine Grundvoraussetzung der Lösung des Konflikts wäre jedoch, auch die anderen Volksgruppen als Leidtragende anzuerkennen. Anton kam "mit dem Tod im Kopf" aus dem Krieg zurück, denn die Erinnerungen dieser Zeit bleibt ihm. "Er trauert einer inneren Freude nach, die verloren scheint", las Marica Bodrožić vor. Sie formulierte auch, dass friedliches Zusammenleben ein Prozess ist, der auf gegenseitigem Respekt und Kommunikation basiert. Beides muss in den kriegsverletzten Seelen der Menschen erst wachsen.
Der 18jährige Gymnasiast Kevin beschrieb Krieg, den seine Generation in Deutschland noch nicht erleben musste, als Situation, "in der Kommunikation versagt und Recht und Ordnung versinken." "Frieden ohne Konflikte gibt es nicht", stellte der 17jährige Justus fest und um diese zu lösen, müssen Menschen miteinander reden und auch mal Kritik aushalten. Seine Mitschülerin Mila äußerte den klugen Gedanken, dass Frieden im Inneren jedes Einzelnen beginnt, wenn er den Einklang mit sich selbst sucht. Frieden beinhaltet den Luxus, das eigene Leben zu bestimmen, wobei wichtig ist, dem anderen diese Möglichkeit auch einzuräumen, legte Marica Bodrožić den Jugendlichen abschließend ans Herz.

Musik führt Regionen zusammen, zeitgenössische Musik aus Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern

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Musik führt Regionen zusammen

Malte Hübner mit der Großen sorbischen GeigeSehnsucht nach der Ferne, in der Freunde leben, führte zum vierten Mal Künstler von der Ostseeküste nach Hoyerswerda. Am vergangenen Sonntag brachten sie im Schloss moderne, teilweise experimentelle Instrumentalwerke und verschiedene vertonte Gedichte zu Gehör. Die literarischen Vorlagen stammten unter anderem der Niedersorbin Mina Witkojc, von Theodor Fontane und dem Iraker Sargin Boulos. Der Hoyerswerdaer Kunstverein organisierte das Konzert, das wegen zeitgleich stattfindender anderer Musikveranstaltungen leider nicht so gut besucht war.
Ein Höhepunkt war die Uraufführung des "Quartetts für Große Sorbische Geige und Violine". Dargeboten wurde es von Malte Hübner, dem ersten Geiger der Norddeutschen Philharmonie Rostock. Viermal spielte er die gleiche, acht Takte lange, selbst komponierte Melodie auf der Großen Sorbischen Geige und jedes Mal folgte danach ein darauf basierendes Werk auf der Violine. Die vier Violinkompositionen stammen von den Sorben Juro Metsk und Jan Cyz sowie den Rostockern Prof. Peter Manfred Wolf und Malte Hübner. Von jedem wurde die Grundmelodie phantasievoll durch die Nutzung verschiedener Violintechniken verändert, sagte Malte Hübner den Zuhörern. Er erklärte ihnen auch, dass die Große Sorbische Geige nur drei Saiten besitzt und beim Spiel auf dem Unterarm des Musikers ruht. Deshalb hat sie etwas eingeschränkte spieltechnische Möglichkeiten, die die Violine elegant erweitert. Ziel dieses besonderen Musikstückes ist es, "ein Volksinstrument und ein Konzertinstrument der gleichen Gattung klanglich zu verbinden", erklärte Prof. Wolf, Vorsitzender des Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern des Deutschen Komponistenverbandes.
Auf die Große Sorbische Geige und überhaut auf sorbische Musik war Malte Hübner durch seinen Komponistenkollegen und Freund Juro Metsk gestoßen, wie er erzählte. Der Rostocker Geiger hat diese Klangwelt als bereichernd für sich entdeckt und will sie anderen Menschen nahe bringen. Als stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern des Deutschen Komponistenverbandes organisiert er mit dem Sächsischen Musikbund e.V. seit 2007 in loser Folge die Fernweh-Projekte.
Durch Auftritte in verschiedenen Städten Sachsens und Mecklenburg-Vorpommerns finden sorbische Komponisten und Musikschaffende von der Ostsee in anderen Regionen Gehör und wertvolle Kontakte, sagte Christian FP Kram, Vorsitzender des Sächsischen Musikbundes e.V. Er hat für das Projekt Gedichte des irakischen Lyrikers Sargin Boulos vertont und dazu Solostücke für Violine geschrieben. Die Sopranistin Nicole Nevits, begleitet von Christina Noe am Flügel, drückte die Grausamkeit des Krieges ergreifend aus und die ruhigen Violin-Melodien von Malte Hübner machten die Bitte um Frieden hörbar.
Das Konzert wird in Leipzig und Bautzen wiederholt. Termine sind unter www.saechsischer-musikbund.de abrufbar.

Mit freundlicher Genehmigiung von Lausitzer Rundschau, Rundschau für Hoyerswerda

Konzertreihe sorbischer und mecklenburg-vorpommerscher Komponisten

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„…nichts Neues mehr?“

Nichts Neues mehr im gemeinsamen Projekt der sorbischen und Mecklenburg-Vorpommerschen Komponisten? Natürlich, doch. Denn die ersten drei Konzertreihen, gefördert vom Deutschen Komponistenverband, der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, der Stiftung für das sorbische Volk und anderen waren nicht nur erfolgreich, sie erwiesen sich gleichzeitig als langfristig wirkend.
Im Herbst des vergangenen Jahres wurde die vierte Serie in Rostock und Greifswald eröffnet. Am Sonnabend der vergangenen Woche kam es zum ersten Lausitzet Konzert im Hoyerswerdaer Schloß. Der dortige agile Kulturschaffende Martin Schmidt war sichtlich ergriffen wie viel Potential es bei den sorbischen Musikern gibt und welch hohes Niveau die verschiedenen Richtungen artifizieller Musik sie vertreten. Kompetente Interpreten „Neuer Musik“ waren Christina Noe und Peter Manfred Wolf am Klavier und Andreas Wehrenfennig an der Harfe. Besonders beglückend war es, Malte Hübner mit der Violine aber gleichzeitig auch die Große sorbische Geige verliebt zu erleben, wo er die Maßstäbe setzte. Respekt gebührt gleichzeitig den Sängerinnen Esther Wiegel und Nicole Nevries für den richtigen Interpretationsduktus der nicht leichten Vorlagen. Der erste Teil des Konzertes war eine Rückschau auf die bisherige Zusammenarbeit. Das Musikstück „Požedanje – Sehnsucht“ hatte Detlef Kobjela auf die Lyrik von Mina Witkojc komponiert. Die niedersorbische Liedversion mit Klavierbegleitung bildete eher einen sanften Konzertbeginn, ergab sich letztlich als Rahmen der Veranstaltung in der deutschen Übersetzung von Elke Nagel. Auf die Gedichte von Jan Kosk wurde vom selbigen Komponisten das Musikstück „Ranši spew“ vorgestellt.
Hinc Roy, der Nestor sorbischer Komponisten, war mit seinem Werk „Fantasia sorabica“ für Violine und Klavier vertreten. Er bezieht sich hier ausdrücklich auf sorbische Volksmusikvorgaben. Wie ein Echo wirkten auf diese Werke die Kompositionen von Christian FP Kram, Birger Petersen, Jochen A. Modeß wie auch von Peter Manfred Wolf, denn sie sind unterschiedlich mit der Mecklenburg-Vorpommerschen Musiklandschaft verbunden. Die erste von insgesamt fünf Premieren des Abends war die leidenschaftliche und gleichzeitig ergreifende Collage von Birger Petersen „Nach Norden (Südliche Tage“ für Alt, Violine und Klavier, in der auf den Text der Lübecker Lyrikerin Suanne Hennemann die Sehnsucht nach der Ferne besungen wird – eigentlich Inhalt einer Konzertserie. Unterstrichen wurde dies im Programm dann durch das Lied von Juro Metšk mit dem Untertitel „ Gaby ja ksidla mel“ auf einen Text seines Vaters Frido Metšk. Das Violinsolo aus der Feder von Jan Cyž mit dem Titel „ malk – desiderio dello latanaza“ weist auf die freundschaftliche Beziehung des Bautzener Komponisten zum, Rostocker Kollegen Malte Hübner hin. Er war als Komponist mit drei Liedern zu Gedichttexten von Kito Lorenz vertreten. Seinen Bezug zu den Sorben drückte er anschaulich mit dem „Quartett für Große sorbische Geige und Violine aus“, wobei er ein klassisches Instrument auf originelle Weise mit einem volkstümlichen vorstellt. Seinem neuesten Werk „Spew za serbske husle“ stellt der Interpret das Musikstück gegenüber, welches Juro Metšk für seinen Kollegen geschrieben hat: „Modell X - studija za stjeceho huslerja“. Es war interessant, wie die verschiedenen Ausgangspunkte der Musikschaffenden Auf die Zuschauer wirkten. Gleich Jan Cyž, der sein „memento“ erst im vorigen Jahr für seinen Rostocker Kollegen komponierte, schrieb auch der Vorsitzende des Landesverbands Mecklenburg-Vorpommern in Deutschen Komponistenverband, der Pianist Peter Manfred Wolf, unter dem Titel „Sonar“ ein neues Musikstück zur Premiere für dieses Vierte gemeinsame Projekt, welches er als große Anerkennung Malte Hübner widmete. Als sehr anerkannter Musiker weiß gerade Hübner mit seiner Verbundenheit und Freundlichkeit Brücken zwischen den Kollegen als auch zwischen musikalischen Landschaften zu bauen. 

(Ins Deutsche übersetzt von Brigitte Schramm. Veröffentlicht in „Serbske Nowiny“ vom 13.04.2016 S.3

Giora Feidman und Matthias Eisenberg musizieren zu den 51. Musikfesttagen in Hoyerswerda

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Orgel und Klarinette harmonierten in der Johanneskirche

Giora Feidman r. und Matthias Eisenberg in der Johanneskirche HoyerswerdaWenn der in Argentinien 1936 geborene Klarinettist und Komponist Giora Feidman mit dem aus Dresden stammenden Organisten Matthias Eisenberg in der Johanneskirche auftritt, haben die Organisatoren der Hoyerswerdaer Musikfesttage Weltkünstler verpflichtet. Entsprechend hatte das Konzert Musikliebhaber aus Bautzen, Kamenz und natürlich der Gastgeberstadt angelockt, die das Gotteshaus bis auf den letzten Platz füllten. Sie durften Kompositionen von Johann Sebastian Bach bis Max Bruch, von Samuel Bugatch bis zu bekannten Traditionals genießen.
Giora Feidman teilte dem Publikum schon mit dem ersten, von seiner Frau Ora Bat Chaim komponierten und von ihm solistisch gespielten Stück „Together“ die Botschaft des Abends mit. Versöhnung der Juden mit den Christen und Frieden allen Menschen, egal wo sie leben. Mit wenigen leisen Klängen hatte Feidman das Publikum gewonnen und nun stellte sich Matthias Eisenberg an der Eule-Orgel vor. Bei der Cantilene von Joseph Rheinberger entlocke er dem Instrument weiche fließende, ruhige Klänge. Als er die bekannte Toccata und Fuge in D-Moll von Bach spielte, füllte er die Kirche mit mächtiger, streng in der Fugenform komponierter Musik und zeigte seine Virtuosität bei der Intonation schneller Läufe. Matthias Eisenberg liebt die klaren Formen Bachscher Kompositionen, denn Musik ist für ihn "eine sehr realistische Kunst, bei der man mit den Füßen auf dem Boden bleiben soll."
Mit dem umfassenden Wort Lebensnähe lässt sich jenes Gefühl beschreiben, das beide Virtuosen gemeinsam während des Konzertes erzeugten. Mit dem von Scott Joplin für Piano geschriebenen Ragtime The Entertainer haben sie fröhliche Jahrmarktatmosphäre in das Gotteshaus hineingeholt. Das Stück des jüdischen Komponisten Ziggy Elman "And the Angels sing" zeigte den Zuhörern den ungebrochenen Lebenswillen des Volkes, in dessen Schicksal freudige Momente oft mit Trauer und Tränen verbunden waren. Feidmann ließ sein Instrument Lachen und Jubilieren, binnen weniger Takte brachte es aber auch kunstvoll zum Flüstern und Klagen. Er spielte die Melodien seinem ebenbürtigen Partner Matthias Eisenberg zu, der sie an der Orgel weiterentwickelte und es entstand eine musikalische Einheit zweier perfekt aufeinander abgestimmter Künstler.
Mit dem von Max Bruch vertonten jüdischen Gebet Kol Nidrej schufen sie einen Moment der Ruhe und bewegten das Publikum zum Nachdenken über die vielen kriegerischen Konflikte in der Welt. Das von Giora Feidman auf der Klarinette gespielte Shalom Chaverim, das alle Anwesenden mitsangen, bewies, wie einfach Musik eine gemeinsame Sprache schaffen und ganz unkompliziert zwei Weltreligionen miteinander verbinden kann. Standing Ovations, nicht enden wollender Beifall und Zugaben bestimmten das Ende eines großen Höhepunktes der Musikfesttage 2016.

Eine Lehrer-Serie der Sächsischen Rundschau: Silvia Lohr, ehemalige Unterstufenlehrerin aus Weißkollm

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Leben will gestaltet sein

Silvia LohrHeimatverbunden ist die ehemalige Unterstufenlehrerin Silvia Lohr, die auch Russisch und Geografie in den Klassenstufen 5 bis 7 unterrichtet hat. In Lohsa ist sie geboren, hat von 1964 bis 2004 an der Schule Weißkollm gearbeitet und lebt jetzt als Seniorin in der Nähe dieses leider nicht mehr genutzten Gebäudes. Hinzuzufügen ist, dass sie während der DDR-Zeit vier Jahre lang mit Mann und Kindern in Rumänien gelebt und dort unterrichtet hat.
Silvia Lohrs Engagement für Kinder ging immer über das Vermitteln von Schulwissen hinaus, denn sie hat mit ihnen den Weißkollmer Schulgarten ansprechend gestaltet und Wettbewerbe gewonnen. Heute bepflanzt und pflegt sie jedes Jahr die Rabatte vor ihrem Wohnhaus. Früher hat die Lehrerin auch Schüler auf die Teilnahme an Festen der Jungen Talente am Pionierhaus Hoyerswerda vorbereitet und eine Schultheatergruppe geleitet. Als Seniorin stand Silvia Lohr selbst mehrere Jahre lang als Mitglied der Weißkollmer Laienspielgruppe vom Verein "Vier Jahreszeiten" auf der Bühne.
Ihre Zuwendung zur deutschen Sprache und Literatur ist aber weit umfangreicher. Seit April 2015 ist sie Mitglied des Hoyerswerdaer Kunstvereins, besucht fast alle Veranstaltungen und liest entweder davor oder danach die vorgestellten Werke der Weltliteratur. Das Buch "Der gestreifte Kater oder die Schwalbe Sinha" von Jorge Amado, das im Juni im Mittelpunkt einer Veranstaltung stehen wird, hat die 71jährige zu Hause. Andere Literatur bekommt sie in Bibliotheken der Umgebung. "Mein Lieblingsleseplatz ist bei gutem Wetter der Balkon", erzählte Silvia Lohr, die im Februar 2015 von der Lesung des Schriftstellers Jürgen Israel über seinen Aufenthalt in Rumänien ins Hoyerswerdaer Schloss gelockt worden ist. Die Gemeinschaft im Kunstverein und die Kontakte zu den niederländischen Freunden will sie jedenfalls nicht mehr missen.
Ein weiteres wichtiges Hobby der Seniorin, das heute fast niemand mehr betreibt, ist das Briefe schreiben. Da sie keinen Computer und kein Internet besitzt, nimmt sie wie früher üblich Briefpapier zu Hand und schreibt an ihre Schwester, ihre beiden Töchter und an Freunde in Deutschland und aller Welt. Begonnen hat diese Leidenschaft in Silvia Lohrs Schulzeit, als sie insgesamt acht Briefpartner in fünf Ländern hatte, denen sie auf Deutsch und Russisch aus ihrem Leben erzählte. Während der Zeit in Rumänien, als ihr Mann auf einer internationalen Baustelle tätig war, entstanden Brieffreundschaften nach Ungarn und Österreich, die heute noch bestehen. Eine besondere Brieffreundin ist aber für die ehemalige Lehrerin eine ihrer Schülerinnen, die heute selbst Familie hat und in Finnland lebt. Um Briefkontakte über lange Zeit lebendig zu halten, gehört natürlich dazu, die Freunde zu Hause zu besuchen oder sie in Weißkollm zu empfangen, sagte Silvia Lohr. Zweimal im Jahr organisiert sie auch mit ehemaligen Lehrerkollegen Ausflüge, um diese Kotakte zu pflegen.
Aber ohne regelmäßiges Radeln oder Laufen könnte sich die Seniorin ihren Alltag nicht vorstellen. Lohsa heißt dabei ihr tägliches Ziel, weil dort Verwandte und Freunde wohnen. Wenn viel Zeit ist, besucht sie den Dreiweiberner oder den Scheibe-See und immer will sie die frische Luft und die Natur genießen. "Nur Glatteis oder Gewitter können mich davon abhalten", erklärte die vielseitig beschäftigte, lebensbejahende Frau.

Mit freundlicher Genehmigung von Sächsische Rundschau, Hoyerswerdaer Tageblatt


Der rumänische Schriftsteller Catalin Dorian Florescu erzählt vor Gymnasiasten über seine Welt des Schreibens

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Grenzgänger-Gespräche öffnen Horízonte

Catalin Dorian Florescu vor Schülern am Foucault-GymnasiumDer rumänische Schriftsteller Catalin Dorian Florescu, der seit 1982 in der Schweiz lebt, las vergangene Woche im Rahmen des Projektes GrenzgängeR der Robert-Bosch-Stiftung in Hoyerswerda. Organisator der Lesung für Ältere im Schloss und Vermittler der Veranstaltung an das Foucault-Gymnasiums ist der Kunstverein. Initiator und Moderator der Grenzgänger-Gespräche ist der Berliner Rundfunkjournalist Mirko Schwanitz.
Ohne große Einleitung nahm Catalin Dorian Florescu die Gymnasiasten mit in seine Welt des Schreibens und ins 20. Jahrhundert, in dem die meisten seiner Romane spielen. Er erzählt immer vom rumänischen Banat der 1970er Jahre, wo er als Kind zu Hause war und von Westeuropa sowie den USA. Rom und New York erlebte der erkrankte Catalin Dorian Florescu mit neun Jahren, als sein Vater dort für ihn mit wenig Geld eine gute medizinische Behandlung suchte. Über seine Reise, die Rückkehr in das sozialistische Rumänien und das Erwachsenwerden erzählte er autobiografisch in sein ersten Buch "Wunderzeit", aus dem er den Schülern vorlas. Nach Zürich flüchtet der 15jährige Florescu 1982 mit seinen Eltern. Er integrierte sich in die für ihn völlig fremde Welt, machte Abitur und studierte Psychologie sowie Psychopathologie. Catalin Dorian Florescu lernte auch Hochdeutsch und fand so seinen Weg zum Schreiben. Rumänien und Zürich v.r. Catalin Dorian Florescu, Mirko Schwanitz, Direktor Uwe Blazejczyk, Martin Schmidt.sind ihm heute Heimat, "aber in jeder fehlt etwas". In Rumänien kann der 49jährige Verstörendes finden, das ihn zu einem Roman anregt und seine Sprachkenntnisse sowie die noch vorhandene osteuropäische Erzähltradition schenken ihm Geschichten. Sein in der Schweiz erworbenes Wissen und die dort erlebte demokratische Gesellschaft seien aber für seine Bücher genauso wichtig, erklärte Catalin Dorian Florescu.
Nun fragte er die Gymnasiasten: "Was braucht ein Autor?" "Phantasie und Wissen von der Welt", antwortete Leopold. Auf die Frage, wie nun aber die Phantasie in den Kopf des Schriftstellers kommt, sprach der Zehntklässler Paul vom neugierig sein und genauem Beobachten. Viele Gespräche mit Menschen an den Handlungsorten eines künftigen Romans und das Eintauchen in das Leben dort gehören zu den Vorbereitungsarbeiten, ohne die ein Buch nicht entstehen kann, erzählte Florescu. Die Reisekosten trägt er selbst, noch ohne zu wissen, ob sein Buch je gedruckt und gut verkauft wird. Generell empfahl der Autor den Schülern, offen auf Menschen zuzugehen, ihnen mit Rückgrat zu begegnen und Freude am Wahrnehmen zu haben. So könnten sie ein Leben jenseits des Konsums und der Langeweile führen.
Der Leiter des Foucault-Gymnasiums Uwe Blazejczyk integriert das Grenzgänger-Projekt gern, um seinen Schülern Einblick in die Arbeit und das Leben von Schriftstellern zu geben.

Mit freundlciher Genehmigung von "Hoyerswerdaer Wochenkurier"

 

Kunstverein hält Hoyerswerdas Geschichte lebendig - Das Leben des Richard Böttge

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Kunstverein hält Hoyerswerdas Geschichte lebendig

Dr. Horst Böttge (Mitte) im Gespräch mit den Zuhörern der LesungDer Hoyerswerdaer Kunstverein stellt auf seinen Veranstaltungen im Schloss nicht nur Schriftsteller und Künstler vor, er hält auch immer wieder die Geschichte der Stadt lebendig. Das letzte Gespräch am Kamin vor der Sommerpause widmete sich der Lebensleistung des 2015 verstorbenen Ingenieurs Richard Böttge. Dessen ungewöhnliche Lebensgeschichte stellte Dr. Horst Böttge vor, der sie mit seinem Bruder in dem Buch "Drangsaliert und dekoriert - Von der Kunst des Überlebens in der DDR" festgehalten hat. Der Tatsachenbericht entstand auf Basis persönlicher und betrieblicher Unterlagen sowie der 400seitigen Stasiakte von Richard Böttge 

Als schüchterner 16jähriger Schlosserlehrling an der Berufschule Laubusch hatte er am 12. Januar 1951 ein Lenin-Bild im Rahmen eines spontanen Protestes der Jugendlichen gegen den Leiter des dortigen Jugendheims verunstaltet. Der Junge geriet daraufhin in die Fänge der Stasi und wurde von einem sowjetischen Militärgericht wegen "antisowjetischer Hetze" zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt. "Mein Bruder war nun verschollen", sagte Dr. Horst Böttge. Er las vor, dass Richard Böttge in Hoyerswerda und Dresden oft verhört wurde und mit anderen Häftlingen unter unmenschlichen Bedingungen in einem Keller vegetierte. Erst am 18. März 1951 durfte er die Familie auf einer 15zeiligen Karte darüber informieren, dass er im "Gelben Elend" Bautzen für zehn Jahre einsaß. Stalins Tod 1953 sorgte für seine Amnestierung, die ihm und vielen anderen politischen Häftlingen 1954 die Freiheit wiederbrachte. Nun endlich schloss der Zwanzigjährige seine Schlosserlehre mit sehr guten Leistungen ab, wofür ihn die FDJ belobigte. Ein Studium an der Bergingenieurschule Senftenberg folgte, berichtete Dr. Horst Böttge.
1960 baute Richard Böttge mit seinen Kollegen die größte Fernheizleitung Mitteleuropas vom Gaskombinat Schwarze Pumpe nach Hoyerswerda-Neustadt auf und leitete ihren Betrieb bis zu seinem Renteneintritt 1995. Das große Ziel der kontinuierlichen Fernwärmeversorgung der rasant wachsenden Neustadt konnte trotz ständiger Materialengpässe erreicht werden, die Anlagen liefen jedoch ohne Reserve, berichtete der Geschäftsführer der Versorgungsbetriebe Hoyerswerda Steffen Grigas. Er begann seinen Berufsweg 1981 bei der Energieversorgung Cottbus unter Richard Böttge, den er als engagierten, geradlinigen Chef erlebte und später als Freund gewann.
Der fachlich versierte Ingenieur bekam während der DDR-Zeit oft staatliche Auszeichnungen für seine Arbeit, die Stasi versuchte aber auch mehrfach durch Intrigen, ihm Handlungen gegen die Volkswirtschaft anzuhängen, erzählte Dr. Horst Böttge. Ziel der Aktionen war, Richard Böttge als Leiter abzulösen, denn er war nicht in der SED und hatte Verwandte in der BRD, erklärte Dr. Horst Böttge. Sein Bruder wurde 1998 von Moskau rehabilitiert und sprach ab 2002 mehrfach vor sächsischen Schülern über sein Leben in der DDR.
Die Veranstaltung in Hoyerswerda war sehr gut besucht von Richard Böttges ehemaligen Mitarbeitern und Freunden, wozu auch Hans Stephan gehörte. Er erzählte vom "Gemeinschaftswerk Fernwärme, das ein unpolitischer Haufen leistete". Es zählte nur die gute Arbeit zum Nutzen der Hoyerswerdaer, sagte der Ingenieur, der aufforderte, "vor dem Menschen und Kollegen Böttge den Hut zu ziehen".
Katrin Demczenko/dcz1

Erinnerung an den Schriftsteller Fred Wander

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Erinnerung an den Schriftsteller Fred Wander

Fred Wander mit seiner Frau Maxie in Hoyerswerda, 1972Sein Herz im Terror bewahren: 100. Geburtstag des Schriftstellers Fred Wander „Ich male lieber Menschen als Kathedralen, weil in den Augen der Menschen etwas ist, was in den Kathedralen nicht ist“, zitierte der österreichische Schriftsteller Fred Wander 1972 in einem Hoyerswerdaer Gästebuch den Maler Vincent van Gogh. Dieser Haltung blieb er bei seinen zahlreichen Besuchen des Freundeskreises der Künste und Literatur, dem heutigen Kunstverein treu. Im Mittelpunkt stand sein kurz vorher erschienenes Buch „Der siebte Brunnen“. Darin erzählt der Autor von seinen Leiden und Schrecken als 22jähriger während seiner sechsjährigen Haft im KZ Buchenwald. Ein erschütternd zu lesendes Buch. Die offenen Augen für den Anderen neben sich bewahrte er sich sein Werben für Mitmenschlichkeit. Er stellte seine Bücher, seine Theaterstücke und erzählte aus seinem Leben. Am 5. Januar 2017 wäre der 100. Geburtstag von Fred Wander gewesen. Er starb 2006. Seine Freunde in unserer Stadt erinnern sich dankbar an die Begegnungen. 

 

 

Uwe Jordan will Bücher vor dem Vergessen bewahren

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Eine Plattform für vergessene Bücher

Uwe Jordan mit seinem erklärten Lieblingsbuch  "Der gestreifte Kater und die Schwalbe Sinhá" von Jorge Amado.Uwe Jordan - Warum er Bücher vor dem Vergessen bewahren will.

Schreiben und Lesen als die Haupt-Form von Leben zu wählen, erscheint auf den ersten Blick etwas trist und wenig Action versprechend. Doch wenn man näher hinsieht und Uwe Jordan zu dem befragt, was ihn anreibt, öffnen sich weite Räume, in denen Geschichtliches und Zukunftsvisionen aus Büchern sein gegenwärtigem Leben komplettieren. Da frei nach Hölderlin nur das bleibt, was die Dichter stiften, ist er von Kind an fasziniert, was diese so zu bieten haben.
Aufgewachsen in einer Familie, die Bücher liest und Bücher verschenkt, wird ihm das Schreiben zum Berufswunsch, er wird Journalist. Er verhehlt auch nicht, dass er neben der Literatur Fußball liebt, viele Nuancen von Musik und alte fahrbare Untersätze. Auch einem guten Essen ist er nicht abgeneigt, was man kürzlich in seinem Bericht über die Gourmet-Speisen der Gaststätte "Westphalenhof" lesen konnte.
Als Journalist bei der Sächsischen Zeitung, Hoyerswerdaer Tageblatt erwartet man von ihm Kommentare zum Tagesgeschehen, wie ja der Titel des Blattes vermuten lässt. Doch auch hier kann er seine Faszination an Literatur nicht verleugnen, wenn er versucht, dem prosaisch-sachlichen Bericht über Fußball oder Oldtimer etwas Poesie unter zu mischen, wie es der Leser der Sächsischen Zeitung seit Jahren erlebt oder besser "erliest".
Doch zurück zu seiner Ambition, der Literatur, die er nun seit vielen Jahren an Abenden beim Hoyerswerdaer Kunstverein im wahrsten Sinn des Wortes beleuchtet, indem er Bücher aus aller Welt und aus allen Jahrhunderten wieder ans Licht und damit ins Bewusstsein der Zuhörenden holt.
Anlass für seine Lesereihe war, dass er lange Zeit die Kamingespräche des Kunstvereins rezensierte, die er stets als anregend empfand, die ihm neue interessante Fenster öffneten, aber sie brachten nie seine Lieblingsbücher zu Gehör. So war es folgerichtig, dass er selbst aktiv wurde. "Ja wer, wenn nicht du selber, soll denn diese Bücher vorstellen? "
Seit 2013 ist er nun regelmäßig selbst der Referent beim Kunstverein und gibt den Zauber von Literatur weiter. Er erinnerte an den englischen Dichter und Philosophen John Milton und seine vor 400 Jahren geschriebenen noch immer aktuellen Verse zu Krieg und Tragik in der Geschichte der Menschheit, ebenso aber auch an den chinesischen Nobelpreisträger Mo Yan, der vom heutigen China erzählt und bis weit an die Grenzen des Sagbaren geht, wenn er von Gewalt und Psychoterror erzählt, die Menschen einander teils aus Überzeugung, teils aus Freude am Quälen antun. Nicht alle Zuhörer verstehen solche Bücher als Literatur, doch laut Uwe Jordan erzählen sie schlicht nur über unser Leben. Das trifft höchst aktuell auch auf den französischen Dichter Jean Raspail zu, der schon vor 40 Jahren in seinem Roman "Das Heerlager der Heiligen" die selbst ernannten, selbstgerechten Heiligen antreten lässt gegen Ströme halb Verhungerter aus kolonial ausgebeuteten Ländern.
Doch auch die lyrisch- heitere Seite kommt nicht zu kurz, wenn Geoffrey Chaucers „Canterbury-Erzählungen“, geschrieben im 14. Jahrhundert, vorgetragen werden oder die Märchen von Alexander Wolkow und Lyman Frank Baum, in denen ein Mädchen mit dem Zauberer von Smaragdenstadt oder dem Zauberer von Oz phantastische Abenteuer erlebt. Einen wunderbar anrührenden Eindruck hinterließ auch die Geschichte "Der gestreifte Kater und die Schwalbe Sinhá" von Jorge Amado.
Uwe Jordan beherrscht nicht nur das richtige Verstehen der oft verschlüsselten Texte eigenwilliger Dichter, er kann sie auch Theater gerecht vortragen.
Zu erleben ist er das nächste Mal am Donnerstag, dem 09. Februar 2017, 19:00 Uhr im Schloss Hoyerswerda mit den "Sternstunden der Menschheit", geschrieben von Stefan Zweig, einem Dichter, der laut Uwe Jordan die deutsche Sprache beherrscht hat, wie kein zweiter vor und nach ihm.
Mit freundlicher Genehmigung von Sächsische Zeitung, Hoyerswerdaer Tageblatt.

In Hoyerswerda wird an den Todestag von Brigitte Reimann erinnert.

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